Heymann: Röslers „Vorkasse“ ist die Lizenz zum Abkassieren

Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) plant, dass gesetzlich Versicherte künftig beim Arzt Vorkasse zahlen. Scharfe Worte findet SPD-Kreisvorsitzender Holger Heymann zu dieser geplanten Gesundheitsreform.
„Bisher gilt bei der gesetzlichen Krankenversicherung das Sachleistungsprinzip: Jeder Praxisbesuch wird nach einheitlichen Sätzen von den Kassen vergütet. Die Patienten müssen sich nicht darum kümmern“, so Heymann.
Vorkasse ermögliche den Ärzten dagegen den direkten Griff ins Portmonee der Patienten. Denn diese könnten oft nicht einschätzen, welche Leistung notwendig sei und von der Kasse übernommen werde.
„Hat man als Patient Leistungen erhalten, die nicht notwendig sind, so bleibt man auf den Rechnungen sitzen. Das Sachleistungsprinzip ist der Grundpfeiler unserer solidarischen Krankenversicherung. Es garantiert, dass Menschen zum Arzt gehen können, ohne vorher fragen zu müssen, ob ihr Geld dazu reicht.
Künftig ist auch nicht auszuschließen, dass diejenigen eher einen Arzttermin bekommen, die in Vorkasse gehen – genau wie Privatpatienten. Außerdem haben Menschen mit kleinen Einkommen das Nachsehen, da sie sich keine Vorkasse leisten können. So entsteht eine Drei-Klassen-Medizin.
Obwohl Rösler bei allen Beteiligten einsparen wollte, bekommen die Ärzte im nächsten Jahr eine Milliarde Euro zusätzlich. Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sollen dagegen höhere Beiträge und demnächst auch noch eine Kopfpauschale zahlen. Das hat nichts mit sozialer Gerechtigkeit zu tun“, so der SPD-Chef.