SPD Wittmund: „Martin Schulz ist unser Mr. Europe“

Ein nachdenklicher Parteitag – Wittmunder Delegierte beim SPD-Bundesparteitag in Leipzig - SPD öffnet sich zur Linkspartei – „Meine heutige Rede wird heute etwas weniger mitreißend als nachdenklich sein“ so begann Sigmar Gabriel seine Eröffnungsrede auf dem ordentlichen Bundesparteitag der SPD vom 14.-16. November 2013 in Leipzig. 150 Jahre nach der Gründung der Sozialdemokratie trafen sich die 600 Delegierten am Ort ihrer Gründung.

Fotoquelle: SPD Weser-Ems

Darunter auch die zwei Delegierten aus dem Kreisverband Wittmund, Traute Reuber und Sören Mandel.
Zu wenig Wirtschafskompetenz habe die SPD aufbringen können, zu wenig Zutrauen der Wählerinnen und Wähler in Fragen der sozialen Gerechtigkeit, zu weit weg sei man von den einfachen, den kleinen Leuten gewesen, so Gabriels schonungslose Analyse des Wahlergebnisses von 25,7 % am 22. September 2013. Stehende Ovationen im Plenum blieben folglich aus.
Bei den Wahlen der engeren Parteiführung stach allerding eines heraus: Der EU-Parlamentspräsident und Spitzenkandidat der europäischen Sozialdemokratie für die Europawahl Martin Schulz wurde mit 97,9 % in seinem Amt als Verantwortlicher für die Europäische Union beim SPD-Parteivorstand bestätigt.
„Das Zeigt, wie wichtig Europa der SPD ist“, so Sören Mandel, stellvertretender Vorsitzender der Jusos in Wittmund im Hinblick auf dieses gute Wahlergebnis. „Martin Schulz ist sozusagen unser Mr. Europe“. Schon jetzt werde, so Mandel weiter, auf Europäischer Ebene die Politik gemacht, die vor Ort ihre Wirkung entfalte. Da müsse als Beispiel nur der Agrarsektor betrachtet werden, wovon Deutsche Landwirte nach wie vor profitierten.
Den richtigen Dreh bekam Sigmar Gabriel dann aber kurz vor Ende des Parteitages hin. Eigentlich stand am Morgen des Letzen Parteitag-Tages nur die Antragsberatungen im Bereich Kommunalpolitik auf der Tagesordnung.
Spontan trat Gabriel während der Antragsberatungen ans Rednerpult, und verhinderte mit einer überzeugenden Rede, dass der gesamte Parteitag in Mutlosigkeit und Resignation zu Enden drohte. „Ganz Europa schaut auf diesen Parteitag“ so Gabriel „die gucken hier her ob wir Ihnen helfen wollen, oder ob wir uns drücken!“ Einen Koalitionsvertrag mit der Union werde es ohne Mindestlohn, doppelte Staatsbürgerschaft und Rentenreform nicht geben so Gabriel in seiner über Nacht zusammengeschriebenen Rede weiter. Diese Forderungen rief Gabriel den Delegierten unter großem Applaus zu. „Ich werde von keinem von euch verlangen einem Koalitionsvertrag zu zustimmen, von dem ich nicht selbst überzeugt bin, so Gabriel weiter. In Richtung des Mitgliedervotums über den Koalitionsvertrag mit der Union stellte der Parteivorsitzende klar: „Jeder in der SPD trägt dann die gleiche Verantwortung“ Erst zögernder, dann zunehmender Beifall, am Ende applaudierten die Delegierten ihm dann doch noch einmal stehend.
Der letzte Tag war aber für die Wittmunder Delegierten nicht nur wegen Gabriels Rede von besonderer Bedeutung. „Der Leitantrag im Bereich Kommunalpolitik setzte ein deutliches Zeichen für die Wertschätzung der ehrenamtlichen Arbeit auf kommunaler Ebene“, fügte Traute Reuber, Stellvertretende Kreisvorsitzende der SPD Wittmund, an.
„Jeden Tag setzen sich tausende Ehrenamtliche für ihre Stadt oder Gemeinden ein“, rief ein Delegierter dem Parteitag zu. Reuber und Mandel stimmten zu, dass wieder die kommunale Ebene im Zentrum politischer Arbeit stehen sollte. Dafür setze sich die SPD bei den Koalitionsverhandlungen in Berlin nun massiv ein.